Die Zugspitze - Namensgebung und Gipfelkreuz

Der Sage nach gilt der „Zuggeist“ als Namensgeber des Berges. Dieser Geist sollte den Berg bewachen und die Einheimischen vor Eindringlingen schützen. Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass sich der Name allerdings von den „Zugbahnen“ der Lawinen ableitet, die in regelmäßigen Abständen von den steilen Nordwänden des Berges abgehen. Da diese meist in den gleichen Bahnen bzw. Zügen verlaufen, ist davon auszugehen, dass sich dieser Begriff über viele Jahre manifestiert hat. Bis ins 19. Jahrhundert war der Name „Der Zugspitz“ gebräuchlich, erst danach erfolgte die Umwandlung in „Die Zugspitze“. 1851 wurde erstmals ein Gipfelkreuz auf der Zuspitze errichtet. Über die Jahre wurde dieses durch Wetter- und Kriegseinflüsse mehrmals beschädigt, sodass erst seit 1993 das heute bekannte Gipfelkreuz besteht. Alle paar Jahre wird dieses restauriert und neu vergoldet.

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Die Alpingeschichte der Zugspitze

Nach der Erstbesteigung im Jahr 1820 durch Josef Naus war der Pinoniergeist an der Zugspitze geweckt und der Bann des scheinbar Unmöglichen gebrochen. In den darauffolgenden Jahren wagten sich immer mehr Menschen an den Gipfel und die alpine Besteigungsgeschichte nahm zunehmend an Fahrt auf. Neue Wege wurden eingerichtet, Auf- und Abstiege erkundet und Nebengipfel erschlossen, sodass bis zur Eröffnung der ersten Seilbahn an der Zugspitze im Jahre 1926 bereits mehr als 10.000 Menschen den Berg bezwungen hatten. Ein Meilenstein des femininen Alpinismus ist sicherlich auch die Gipfelbesteigung durch die erste Frau im Jahr 1853. Die damals 31-jährige Partenkirchnerin Karoline Pitzner erfüllte sich diesen Traum in Begleitung des einheimischen Führers Martin Reindl.

 

Wichtige Meilensteine der Eroberungsgeschichte (Auszug)

 

- 1820 Erstbesteigung des Westgipfels

- 1823 Erstbesteigung des Ostgipfels

- 1851 Abstieg ins Österreichische Schneekar

- 1851 Erstes Gipfelkreuz an der Zugspitze

- 1853 Erste Besteigung einer Frau, durch Karoline Pitzner

- 1872 Abstieg ins Höllental auf der Route Höllentalferner Mitterkar-Matheisenkar

- 1881 Erste Winterbesteigung

- 1886 Übergang von der Großen Riffelwandspitze

- 1893 Erster Klettersteig an der Zugspitze auf der Höllentalroute

- 1895 Aus dem Bayerischen Schneekar über die 1.000 m hohe Nordwand

- 1896 Übergang von den Höllentalspitzen

- 1905 Einweihung des Weges durch die Höllentalklamm

- 2014 Wiederentdeckung der „Eisenzeit“

Einfacher Klettersteig zur Zugspitze

 

Die Entstehung der höchsten Wetterstation Deutschlands

Früher Hotel Scheefernerhaus – heute hochmoderne Umweltforschungsstation. Auch in der wissenschaftlichen Klimabeobachtung hat sich in den letzten Jahrzehnten viel an der Zugspitze getan. Doch ganz von Anfang an! Den Wetterturm am Zugspitzgipfel gibt es bereits seit 1900. Maßgebend dafür war der Einfluss des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins, die den Vorschlag an die Meteorologische Zentralstation in München einreichten. Schnell war klar – kein anderer Standort bietet sich für die Messung von Wetter- und Klimadaten besser an als Deutschlands höchster Berg. Zusammen mit der Gipfelseilbahn wurde am 20. Januar 1931 das Hotel Schneefernerhaus in Betrieb genommen. Für Besucher war damit in Kombination mit der bereits im Jahr 1930 fertiggestellten Zahnradbahn, die bis zum Hotel führte, die ideale Übernachtungsmöglichkeit entstanden. Aufgebaut als wahres Luxushaus begrüßte das damals höchste Hotel Deutschlands Gäste und Sportler aus aller Welt. Auch für die Olympischen Winterspiele im Jahr 1936 diente es als besonderer Standort. So gut wie alles begann, so schnell kam auch der erste Rückschlag. Während des zweiten Weltkrieges wurde das Hotel beschossen und zeitweise von den Amerikanern eigenommen. Auch die Messinstrumente am Wetterturm des Zugspitzgipfels wurden dabei zerstört, was zu einer geschichtlich einmaligen, 3-monatigen Zwangsunterbrechung in der Aufnahme der Wetterdaten führte. Nach Kriegsende erfolgte der Wiederaufbau mit deutlich verbesserter Infrastruktur für die Gäste. Neben neuen Liftanlagen wurden auch die Sonnenterrasse ausgebaut und neue Skiwege erschlossen. Einen erneuten Rückschlag erlitt das neu erstrahlte Hotel bei einem schweren Lawinenunglück im Jahre 1965, welches die Terrasse mit voller Wucht traf und dabei 10 Tote und 24 Verletzte forderte. Wieder wurde kräftig investiert, um weitere Lawinenabgänge zu verhindern. Bis in die 1990er Jahre konnte das Hotel von einer stetig verbesserten Infrastruktur profitieren. Durch den Bau der Bergbahn auf den Zugspitzgipfel und den Ausbau konkurrierender Hotels gingen das Interesse und die Gästezahlen jedoch stetig zurück, sodass bis 1992 der Hotel- und Gastronomiebetrieb komplett beendet wurden. Nach 62 Betriebsjahren musste eine neue Verwendung gefunden werden. Die wegweisende Idee kam vom damaligen bayerischen Wirtschaftsminister zum Umbau eines „Zentrums der Umweltforschung und Klimabeobachtung, das in Europa und der Welt einmalig ist“. Dieser Antrag wurde bewilligt und so konnte noch im Jahr 1993 mit dem ca. 8 Millionen teuren Umbau begonnen werden. Nach ca. 6-jähriger Bauzeit wurde am 12. Mai 1999 die neue Höhenforschungsstation feierlich eröffnet. Noch heute bietet diese Idealbedingungen, um Wetteraufzeichnungen und den Klimawandel zu messen. Seit Beginn der Aufzeichnungen konnten an der Zugspitze somit natürlich auch einige Rekordwerte dokumentiert werden. So musste unter anderem der am Zugspitzgipfel, auf 2.959 Metern erbaute Wetterturm im Jahr 1985 den höchsten, bisher jemals in Deutschland gemessenen Windgeschwindigkeiten von 375 Stundenkilometern standhalten. Zum Glück konnte dies dem meterhohen und massiv gemauertem Bauwerk nichts anhaben. Die niedrigste Temperatur wurde am Gipfel im Februar 1940 mit -35,6 Grad Celsius gemessen. Aus den jahrelang gesammelten Klimadaten geht hervor, dass ein Temperaturanstieg von 0,8 Grad Celsius stattgefunden hat. Dieser Anstieg ist vergleichbar mit den Ergebnissen anderer, weltweit platzierter Messstationen. Heute bietet die moderne Einrichtung Platz für mehrere dutzend Wissenschaftler und ist ein zentraler Standort zur Messung des Klimawandels. Durch die über Jahrzehnte gesammelten Messdaten am Gletscher verfügt die Station über ein extrem umfangreiches Klimaarchiv, welche die Erderwärmung seit Mitte des 19. Jahrhunderts unter Beweis stellt.

Alte Zugspitzwetterstation
Abbildung 3. Bildquelle s.u.

 

Der erste Klettersteig Deutschlands

Nachdem die Bergführer Johann und Josef Dengg 1876 den Weg über das Höllental auf die Zugspitze erstmals begangen hatten, wurde dieser kürzere und alpinistisch interessante Anstieg schnell sehr beliebt. Als unmöglich aber galt die Überwindung der Felswände am Talschluss des Angers und so verlief der damalige Weg mit großem Höhenverlust von den Knappenhäusern unterhalb der Abstürze der Höllentalspitzen bis zum Kar. Um dies zu verändern, brachte 1893 die Sektion München des Alpenvereins Eisenstifte und Drahtseile am sogenannten „Brett“ an. Nun konnte man ohne Höhenverlust und viel schneller das Kar und den Ferner erreichen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde auch gleich der obere Teil der Route durch Eisenstifte und Drahtseile entschärft und Deutschlands erster Klettersteig war geboren. 1894 wurde die Höllentalangerhütte gebaut und 1925 erweitert. Sie bestand in ihrer ursprünglichen Form bis 2013 und wurde erst 2015 durch einen Neubau ersetzt.

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Die Erschließung der Höllentalklamm

Auf ein 115-jähriges Jubiläum blickt auch die Höllentalklamm. Unter der Leitung des Ingenieurs Adolf Zoepritz und einiger beteiligter Bergführer verfolgte die Sektion Garmisch 1901 den Gedanken, den schönen Höllentalanger und das Naturschauspiel der Höllentalklamm den immer zahlreicher werdenden Touristen zugänglich zu machen. Nach Erkundung und Vermessung der Klamm sowie schwieriger Geldbeschaffung begannen 1902 die Bauarbeiten. Unter großen Schwierigkeiten wurden die Arbeiter von der Waxensteinwand in die Klamm abgeseilt und bohrten dort die Löcher für die Eisenverankerungen. Die Arbeiten waren von großer Anstrengung und Widrigkeiten geprägt, jeden Sommer lag der Lawinenschnee meterhoch in der Klamm und das Gestein erwies sich für die Tunnelbohrer als äußerst weich und schlammig. Dank des persönlichen Einsatzes von Ing. Zoepritz und den beteiligten Helfern konnte die Klamm am 15. August 1905 nach ungefähr dreijähriger Bauzeit feierlich für die ersten Besucher eröffnet werden – der Grundstock für die heutige Zugspitzbesteigung durch das Höllental war gelegt. Als Dank dafür, dass keiner der Arbeiter ernsthaft zu Schaden gekommen war, spendete Ing. Zoepritz ein Kruzifix, das noch immer am Klemmbock hinter der Wendeltreppe hängt. Noch heute ist die Wanderung durch die Klamm ein einzigartiges Naturschauspiel. Abenteuerlich führt der Weg durch tiefe Schluchten, vorbei an unzähligen Wasserfällen, über Brücken und durch Tunnel – vor allem an heißen Sommertagen eine absolut empfehlenswerte Besteigungsvariante!

Die Geschichte der Aufstiegsvariante „Eisenzeit“

Kaum zu glauben, doch auch an der Zugspitze gibt es noch „neue“ Wege. Wer dafür auf die Nordwand der Zugspitze blickt, der kann sich kaum vorstellen, dass dort hindurch einer der Wege auf den Gipfel verläuft. Genau genommen handelt es sich hierbei auch um eine Mischung aus Steig und Klettertour, die nur für geübte Alpinisten zu empfehlen ist und Klettererfahrung voraussetzt. Lange Jahre war dieser Weg vergessen, bevor ihn Michael Gebhardt im Jahr 2014 zu neuem Leben erweckte. Dabei wurde die Linie bereits in den frühen 1930er Jahren begangen, von Arbeitern, die mit dem Bau der Zahnradbahn beauftragt waren und den Weg als Verbindungsmittel zu den verschiedenen Baustandorten nutzten. Gäste von Garmisch direkt ins frühere Hotel „Schneefernerhaus“ zu befördern, lautete das Ziel dieses Vorhabens. Die ingenieurtechnische Meisterleistung bestand dabei im Bau eines Tunnels, der innerhalb des Bergmassivs auf einer Länge von 4.453 Metern und 1.010 Höhenmetern verläuft. Um die Bauzeit auf weniger als zwei Jahre zu reduzieren, wurde ganzjährig auf der gesamten Tunnelstrecke an mehreren Standorten parallel gearbeitet und Schienen verlegt. Der strenge Zeitplan ließ dabei keine Unterbrechungen zu, sodass auch im Winter mit ca. 2.500 Mann durchgearbeitet wurde. "Männer machen Meter", hieß die Devise, die leider aufgrund der teils widrigen Bedingungen auch einige Unfälle der Arbeiter mit sich zog. Am 8. Juli 1930 wurde die Zahnradbahn fertig gestellt, deren früherer Bahnsteig am Zugspitzplatt noch heute besteht. Wer sich für den Aufstieg über die „Eisenzeit“ entscheidet, der wird dabei unweigerlich mit der früheren Bergbaugeschichte konfrontiert. Viele alte Leitern, Versicherungen und Stahlseile sind noch entlang der Pfade zu finden und lassen nur erahnen unter welchen Bedingungen vor fast 100 Jahren gearbeitet wurde. Bestaunen kann man die spektakuläre Route auch aus der Seilbahn heraus, die aufs Zugspitzplatt führt. Wer sich auf diese 2.000 Hm Bergtour einlässt, der sollte neben der notwendigen Kondition auch Erfahrung im selbständigen Klettern haben und im Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln geübt sein. Ist das gegeben, dann kommt man in den Genuss einer neu entdeckten Supertour an der Zugspitze! Mehr Infos gibts hier.

 

 

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Quellennachweis:

Abbildung 3: Lothar Nickels, Meteorologische Hochstation auf der Zugspitze aus "Sammlung Rauch", https://www.planet-wissen.de/natur/gebirge/zugspitze/pwieerschliessungderzugspitze100.html, 11.05.2020

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